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Aktuelles von der BBG
Nestnahes Büfett
In der Theisenstraße entsteht ein geschütztes Quartier im Quartier für friedliche Weidensandbienen

Einige Kinder werden sicher lächelnd stehen bleiben und staunen: „Das sieht ja aus wie bei Bob der Baumeister.“ In der Schuntersiedlung sind zurzeit Große Weidensandbienen unterwegs. Die Weibchen graben nach der Paarung einen bis zu 60 Zentimeter tiefen Gang in sandige Flächen, mit bis zu zehn Brutzellen. Über dem Eingang häufen sie einen kleinen Sandhügel auf. Sie schütten das Nest bei jedem Ausflug zu. Bei der Suche nach Nahrung ist diese Bienenart dann extrem wählerisch. Pollen für den Nachwuchs sammelt sie ausschließlich an Weiden. In der Theisenstraße haben wir nun für ein wohnortnahes Büfett gesorgt – und direkt neben den Bodennestern zehn Weidensträucher gepflanzt.


Braunschweig möchte Bienenhauptstadt Deutschlands werden. BBG-Marketingleiter Andreas Gehrke hatte in der Zeitung über die geplanten Projekte gelesen – und dass das Institut für Bienenschutz Kooperationspartner sucht. So nahm er Kontakt zu Henri Greil vom Julius-Kühn-Institut auf. Der hatte kurz zuvor gehört, dass in der Theisenstraße vor BBG-Häusern Weidensandbienen fliegen. Das war perfektes Timing.

Die beiden trafen sich, zusammen mit Ralf Jung, Leiter der Gärtnerei, auf der Wiese vor den Häusern 49 und 50. Dort wurde beschlossen, Weidensträucher als Nahrung zu pflanzen – neben der Brutwiese sowie gegenüber. „Es gibt viele gut gemeinte Maßnahmen gegen das Insektensterben, etwa Saattüten für Bienen oder das Werfen von Samenbomben. Viele dieser Produkte haben aber wenig Nutzen. Die Pflanzen müssen entsprechend der spezifischen Ansprüche der Wildbienen ausgewählt sein. Nichtheimische Arten können das ökologische Gleichgewicht durcheinanderbringen“, so Henri Greil. „In der Theisenstraße haben wir nun eine artspezifische Maßnahme, die vor Ort hilft. Das ist das Tolle. Lange Sammelflüge sind nicht nötig.“


Friedlich und ungefährlich

Die Großen Weidensandbienen gehören zu den ersten Bienenarten, die man im Frühjahr beobachten kann. Sie sind im März und April unterwegs – dort, wo es offene Bodenstellen gibt. Die Wildbienen bilden keine Völker wie die Honigbienen, sondern sind Einzelgänger. Sie nisten aber gern beieinander in einer sogenannten Aggregation.

In Braunschweig ist die Bienenart relativ häufig zu finden, man übersieht sie jedoch leicht. Denn die Weidensandbienen fliegen meist in geringer Höhe über der ausgewählten Nistfläche. Spannend zu beobachten. „Für Passanten sind die Tiere ungefährlich. Sie sind nicht aggressiv“, betont Henri Greil. „Die Männchen können nicht stechen. Die Weibchen stechen nur im äußersten Notfall, in höchster Bedrängnis. Sie wissen: wenn sie stechen, sind sie tot, und dann gibt es keinen Nachwuchs.“ Die Grünpflege in der Theisenstraße passen wir an die Lebensdauer der Bienen an. „Wir werden hier frühestens im Mai mähen“, kündigt Ralf Jung an. Ein geschütztes Quartier im Quartier.


BIENEN MELDEN
Henri Greil freut sich über Meldungen zu weiteren Wildbienen- Aggregationen in der Stadt. Kontakt: henri.greil@julius-kuehn.de. Auch andere im Boden nistende Arten gibt es jetzt zu entdecken, etwa die Frühlings-Seidenbiene und die Frühlings-Pelzbiene.